Jan Mareš über Waic

(, 21. 12. 2015)

Das neue deutsch-tschechische Echo stellt Marek Waic' Arbeit Tělovýchova a sport ve službách české národní emancipace (Sport und Sporterziehung im Dienste der tschechischen nationalen Emanzipation, Praha, Karolinum 2013) vor, die sich mit dem tschechischen Sportverein Sokol und den tschechischen Sportaktivitäten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auseinandersetzt. Das Thema mit seinem bedeutenden Potential, Erkenntnisse über die Herausbildung nationaler Stereotypen zu gewinnen, bleibt dabei laut Autor der Rezension unausgeschöpft: „Der Studie mangelt es an der reflexiven oder dialogischen Dimension, die für eine wissenschaftliche Arbeit unentbehrlich ist. Die Deskription überwiegt die Interpretation, oft wird diese sogar von jener komplett überlagert. […]Es entsteht also der Eindruck, als wäre schon alles gesagt (und beschrieben) worden und es bestehe keine Notwendigkeit, das komplizierte Verhältnis zwischen nationaler Emanzipation und Sport zusammenzufassen oder zumindest mögliche Fragestellungen für weitere Forschung zu skizzieren. […] Hätte Waic […] die Entstehung nationalistischer Argumentationen und ihrer (Nicht)Erfüllung in der konkreten Politik verfolgt – oder die Presseplattformen systematisch vorgestellt, die die Sporterziehung, den Sport, aber auch die nationale bzw. Sportöffentlichkeit beeinflusst haben, wäre die Studie zweifellos ein gewichtiger Beitrag zur (tschechischen) Geschichtswissenschaft geworden. Stattdessen hat er jedoch eine Abhandlung über die Sportgeschichte in Zeiten des Nationalismus vorgelegt, die aus den verwendeten Quellen die nationalistische Betrachtungsweise übernommen hat, ohne sie einer kritischen Reflexion zu unterziehen.“


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