Manfred Weinberg schreibt über Reiner Stachs Kafka

(, 18. 4. 2016)

Das neue deutsch-tschechische Echo stellt Reiner Stachs Kafka. Die frühen Jahre vor, den ersten Band einer dreiteiligen Kafka-Monografie, der als abschließender Teil 2014 im Fischer-Verlag erschienen ist. „Eine besondere Qualität ist, dass Stach ganz anders als die zwischenzeitlich erfolgreichere Biographie von Peter-André Alt Franz Kafka. Der ewige Sohn nicht einem monokausalen Erklärungsmuster folgt: Für Alt leitet sich alles im Leben (und Werk) Kafkas aus dem Verhältnis zu seinem Vater ab, was zuletzt nicht überzeugt. Eine weitere Qualität resultiert aus der mangelnden Quellenlage [zur frühen Phase von Kafkas Leben], die Stach durch eine gründliche Auseinandersetzung mit den soziokulturellen Verhältnissen des damaligen Prag kompensiert, welche in anderen Kafka-Biographien regelmäßig zu kurz kam. Stach schreibt zurecht: ‚Keine intellektuelle Biographie, die sich vor den Kulissen der böhmischen Metropole entfaltet, ist verständlich ohne die Geschichte dieser Stadt und ihrer Region‘. [...] Leider verliert er diesen Punkt in seinen Annäherungen an Kafkas Texte wieder aus den Augen. Sein Prag-Bild ist zudem stellenweise zu einfach geraten, weil er ganz dem Erklärungsmodell eines bloßen Gegeneinanders von Tschechen und Deutschen folgt.“


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