Kurt Krolop verstorben

(, 24. 3. 2016)

Am Dienstag, den 22. März, ist der deutschböhmische Germanist Kurt Krolop gestorben. Der im nordböhmischen Kravaře (Graber) geborene deutschsprachige Literaturhistoriker und Herausgeber verband seine wissenschaftliche Laufbahn vor allem mit der sog. Prager deutschen Literatur und dem Werk Karl Kraus‘. Krolop zählt seit den frühen 1960er Jahren zu den ersten und weiterhin bedeutendsten Forschern, die sich in Prag auf den breiteren Bereich der deutschsprachigen Literatur aus den böhmischen Ländern konzentriert haben. In Karl Kraus, so Jiří Stromšík in seinem Festvortrag anlässlich des 85. Geburtstags des Forschers, habe Krolop „die überzeugendste Verkörperung kritischen Denkens“ gefunden – „eines Denkens, das sich von keinen Klischees oder Stereotypen täuschen, aber auch von keinen Glaubenssätzen oder Ideologien verführen läßt, sondern stets bemüht ist, unter die Oberfläche des Textes vorzudringen, um dort eine neue, von anderen bisher unerkannte Wahrheit zu finden. Etwas unterscheidet allerdings Krolop von Kraus wesentlich: Der Kritizismus des Ersteren ist nicht von Angriffslust, um nicht zu sagen Aggressivität des Letzteren getragen (und schon gar nicht von dessen richtendem, ekstatischem Moralismus) – Krolops Kritizismus will den Gegenstand der Kritik nicht ‚demolieren‘, sondern besser verstehen.“ Für das tschechische Publikum wird derzeit unter der Leitung Jiří Stromšíks eine umfangreiche Auswahl von Krolops wissenschaftlichen Arbeiten vorbereitet (im Prager Verlag Triáda; vgl. auch das Echo zur Publikation O pražské německé literatuře). In den germanobohemistischen Echos kommen wir zu der Persönlichkeit Kurt Krolops bald wieder zurück, u. a. mit einer Besprechung seiner neulich erschienenen Arbeit über Ludwig Winder.


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