Ladislav Drůbek über deutsche Literaten in der ČSR

(, 7. 3. 2016)

Als neues deutsch-tschechisches Echo veröffentlichen wir den Artikel Wer ist führender Dichter der tschechoslowakischen Deutschen?, den Ladislav Drůbek (1883–1968) im Jahre 1926 verfasste. Der heute ziemlich unbekannte Publizist, Übersetzer aus dem Deutschen und Gymnasiallehrer war zunächst in Prag, später in Liberec (Reichenberg) tätig. Drůbeks Artikel, ursprünglich auf Tschechisch in der Zeitung Lidové noviny erschienen, umreißt die damals vorherrschende Spannung zwischen der kosmopolitisch denkenden Enklave der Prager deutschen Literaten und ihren national orientierten „Landsleuten aus den deutsch besiedelten Grenzregionen“: „Es mangelt nicht an Belegen zur Bestätigung der Tatsache, dass zwischen Prag, wo sich insbesondere im Umfeld der Hochschulen die Elite des deutschsprachigen Kulturlebens konzentriert, und der deutsch besiedelten Provinz, welche gern stärker ihr sudetendeutsches Nationalbewusstsein und ihre Kompromisslosigkeit betont, nicht nur eine Entfremdung, sondern oftmals eine regelrechte Feindschaft herrscht, die – wie immer – mit völliger gegenseitiger Unkenntnis und einem systematischen gegenseitigen Totschweigen verbunden ist. Der deutsche Provinzjournalismus ignoriert systematisch die Produktion der Prager Literaten, auch wenn sie keine Semiten sind, wie z. B. der hervorragende Lyriker R. Maria Rilke, der dieses Jahr unlängst anstelle einer Feier zu seinem 50. Geburtstag feierlich aus dem deutschen Volk ausgeschlossen wurde, weil er einige französische Gedichte verfasst hatte.“


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