Jitka Ludvová über die Kritiken Oskar Baums

(, 11. 1. 2016)

„Obgleich Oskar Baum dem ‚engeren Prager Kreis‘ um Max Brod zugerechnet wird und ihn eine lebenslange Freundschaft mit Franz Kafka verband, gehört er – anders als die beiden Genannten und einige weitere Prager deutsche Autoren der Zwischenkriegszeit – zu jenen Persönlichkeiten, die heute einer expliziten Vorstellung bedürfen“ – so schreibt die Autorin des neuen deutsch-tschechischen Echos über den blinden Romanschriftsteller und Musikkritiker. Eine Auswahl aus Baums kritischen Texten zur Musik und Literatur aus den Jahren 1922–1938 versammelt der 2014 erschienene Band Oskar Baum. Der Blinde als Kritiker (Hg. von Wolfgang Jacobsen und Wolfgang Pardey, München, Richard Boorberg Verlag). Dass bislang unzugängliche Texte erschlossen werden, begrüßt Jitka Ludvová, wundert sich jedoch über die mangelnde Annäherung an die Kontexte ihrer Entstehung und über die dürftigen, ja unbefriedigenden Anmerkungen zu konkreten Realien, die in den Kritiken aufscheinen. Die Musikkritiken, welche die Anthologie versammelt, ermöglichen es freilich,„das ‚ästhetische Profil‘ Oskar Baums als Musiker [zu] rekonstruieren“, außerdem bemerkt Ludvová: „Mit Neid sieht der heutige Leser, wie viel Raum die Tagespresse der Zwischenkriegszeit der ‚Hochkultur‘ einräumte.“


zpět | stáhnout PDF