Paul Leppin über die Prager Bohème

(, 7. 12. 2015)

Mit seiner 1921 in der Prager Presse abgedruckten Erinnerung an die Prager Bohème erinnern wir in einem neuen Echo an den Prager deutschsprachigen Schriftsteller Paul Leppin (1878–1945). Der Prosaschriftsteller und Lyriker „suchte Zeit seines Lebens Kontakt zu tschechischsprachigen Kollegen, schon in jungen Jahren hatte er begonnen, für deutsche Blätter tschechische Literatur zu rezensieren, wagte selbst Übersetzungen (z. B. ein Gedicht von Otokar Březina) und war u. a. Mitarbeiter der Moderní revue. Es widerstrebte ihm, dass ‚sich die deutsche Schriftstellerkolonie auf dem feindlichen Boden der slawischen Stadt in spleeniger Eigenbrötelei [begrub]‘.“ Über die – nicht ausschließlich deutschsprachige –Prager Bohème  schreibt er: „Es war eine rauhbeinige Gesellschaft, die damals in den Kneipen und Weinschänken Altprags die Nächte vergeudete. Ohne die Zusammenhänge starker Prinzipien, ohne Zugehörigkeit, ohne gemeinsames Kunstmaß fanden sich alle in einer Art ekstatischer Lebensbejahung, die ihre unbürgerlichste Tugend war. Der Humor, der zum guten Teile in der Frechheit der Jugend wurzelte, lieh den Zusammenkünften Folie und Programm, der Dalles, ihr unentrinnbarer Begleiter, hielt abenteuerliche Radaulust auf einer erträglichen Linie.“


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