Jiří Stromšík über Kurt Krolop

(, 6. 7. 2015)

Als neuestes deutsch-tschechisches Echo erscheint der Festvortrag, den Jiří Stromšík bei der Eröffnung der Kurt Krolop Forschungsstelle für deutsch-böhmische Literatur anlässlich Krolops 85. Geburtstag hielt. Der deutschböhmische Germanist, zu dessen Ehren das neue Zentrum benannt ist, das sich für die die Forschung zur Prager deutschen Literatur bzw. der deutschsprachigen Literatur aus Böhmen im Kontext der mitteleuropäischen Kulturgeschichte einsetzt, beteiligte sich in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts an der Einrichtung einer systematischen Erforschung der deutschsprachigen Literatur der böhmischen Länder. Daneben widmete sich Kurt Krolop ein Leben lang dem Werk von Karl Kraus – Jiří Stromšík schreibt: „Karl Kraus stellte und stellt für Kurt Krolop offensichtlich die überzeugendste Verkörperung kritischen Denkens dar – eines Denkens, das sich von keinen Klischees oder Stereotypen täuschen, aber auch von keinen Glaubenssätzen oder Ideologien verführen läßt, sondern stets bemüht ist, unter die Oberfläche des Textes vorzudringen, um dort eine neue, von anderen bisher unerkannte Wahrheit zu finden. Etwas unterscheidet allerdings Krolop von Kraus wesentlich: Der Kritizismus des Ersteren ist nicht von Angriffslust, um nicht zu sagen Aggressivität des Letzteren getragen (und schon gar nicht von dessen richtendem, ekstatischem Moralismus) – Krolops Kritizismus will den Gegenstand der Kritik nicht ‚demolieren‘, sondern besser verstehen.“


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