Alfred Endler über Paul Leppin

(, 1. 3. 2017)

Mit einem kurzen Artikel aus dem Jahre 1921 stellen wir heute im E*forum den aus Liberec / Reichenberg stammenden Alfred Endler (1897 – ?) vor. Als Schriftsteller von Prosa und Dramen trugt er mit literarischen Ausschnitten und Kritiken zur Prager Presse, dem Prager Tagblatt und der Halbmonatsschrift Wahrheit bei, arbeitete höchstwahrscheinlich jedoch auch für den Berliner Börsen-Courier. Leppins Werk stelle, so Endler, eine Übergangsform dar, nämlich „zwischen Décadence und Expressionismus. Wenn der Décadent ‚sehr‘ vor das Adjektiv setzt, so ist dies weder Kalligraphie, noch Pose. Es ist einfache, sachliche Feststellung seines Gefühlsbetonungs-Grades, seiner Wahrnehmungs-Intensität. Er schreibt ‚sehr‘, weil er sehr sieht, hört oder entzückt wird, oder verletzt. Dies ist die Definition des Décadent: ein Maximum an Senkung der Reizschwelle. Er sieht dort noch, wo andere nichts mehr sehen. Er wird dort betäubt, geblendet und übererregt, wo andere ‚normal‘ wahrnehmen und gleichgültig bleiben. [...] Bis endlich die Wende eintritt vom Décadent zum expressionistischen Menschen, von der Willensschwäche zum Reizhunger, vom ‚Gartenglück‘ zur Unterdrückung, aber dadurch Rettung des Herzens im Exzeß.“


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