Das Institut für Literaturforschung und der Adalbert Stifter Verein haben den Otokar-Fischer-Preis für Publikationen vergeben, die zwischen 2022 und 2023 erschienen sind:
in der Kategorie der tschechischsprachigen germanobohemistischen Werke, die in den Jahren 2022–2023 erscheinen, geht der Preis an Lenka Kerdová für ihre Monografie Malý Berlín ve Velké Praze / Klein-Berlin in Groß-Prag. Pražská meziválečná architektura německy mluvících architektů / Die Prager Architektur deutschsprachiger Architekten in der Zwischenkriegszeit (Řevnice: Arbor vitae, 2022);
in der Kategorie deutschsprachige deutschsprachige Werke, die zwischen 2022 und 2023 erscheinen, geht der Preis an Lena Sophie Dorn für ihre Monografie Übersetzungsbewegungen. Zum Verhältnis von Literaturübersetzung und Nation (Harrassowitz Verlag, 2023).
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Lenka Kerdová
Malý Berlín ve Velké Praze / Klein-Berlin in Groß-Prag. Pražská meziválečná architektura německy mluvících architektů / Die Prager Architektur deutschsprachiger Architekten in der Zwischenkriegszeit Arbor vitae 2022
Die Monographie erörtert die Rolle der deutschen Architektur in Prag und, in einem breiteren Rahmen, den Einfluss des deutschen kulturellen Milieus auf das tschechische. Sie beschreibt ausführlich ausgewählte Arbeiten deutschsprachiger Architekten im Prag der Zwischenkriegszeit und zeigt deren stilistische Vielfalt, programmatisches Selbstverständnis und Inspirationsquellen auf. Die Jury würdigt nicht nur die gut lesbare und visuell gelungene zweisprachige Gestaltung des Buches, sondern vor allem die Art und Weise, wie es die wissenschaftlich zuverlässige Interpretation eines wichtigen Teils der Prager und tschechoslowakischen Architekturgeschichte mit relevanten Kontexten – dem Werk tschechischsprachiger Architekten, den Tendenzen der mitteleuropäischen Architekturmoderne und der allgemeinen Geschichte – verbindet.
Lenka Kerdová (geb. 1988), Malerin, Grafikerin und Kunsthistorikerin. Sie lebt und arbeitet derzeit in Wien. Sie hat an mehreren Kollektivausstellungen teilgenommen und mehrere Einzelausstellungen und Präsentationen organisiert. Sie verbindet auf bewundernswerte Weise ihre kreativen künstlerischen und wissenschaftlichen Aktivitäten und interessiert sich auch prospektivisch für ihre Heimatregion – Mladá Boleslav. Mit seinen Aktivitäten und Tätigkeiten überschreitet er auch geografische Regionen und beteiligt sich fruchtbar an Debatten über kulturelle Traditionen und Erinnerungskultur der tschechischen Länder. Mehr unter www.lenkakerdova.cz.
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Lena Sophie Dorn
Übersetzungsbewegungen. Zum Verhältnis von Literaturübersetzung und Nation Harrassowitz Verlag 2023
Ihr Buch zeichnet die Übersetzungsdebatten zwischen dem Deutschen und dem Tschechischen im 19. Jahrhundert nach und zeigt das Doppelgesicht der literarischen Übersetzung in einer Zeit, in der sich die europäischen Nationalliteraturen herauskristallisierten und konsolidierten. Übersetzung und Übersetzen, einerseits selbstverständlich, andererseits Gegenstand polemischer Diskussionen, erwiesen sich sowohl als notwendige Voraussetzung als auch als potenzielle Bedrohung für diese Entwicklung. Die Jury würdigt das essayistische Geschick, das theoretische Wissen und die argumentative Stärke, mit der die Publikation ihre Thesen belegt, etwa jene, dass die Entstehung von Konzepten der „Nation“ durch Übersetzungen erst möglich wurde. Die Autorin konzipiert „Übersetzungsbewegungen“ als Prozesse, deren ästhetische, soziale und wissenschaftliche Wirkungen sich nicht nur als Vermittlung zwischen sprachlichen Umgebungen beschreiben lassen, sondern auch in paradoxen Effekten und in vielen Richtungen gleichzeitig wirksam werden.
Lena Dorn (geb. 1984) ist Bohemistin, Historikerin, Autorin und Übersetzerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg. Sie arbeitete in Forschungsprojekten, etwa zur Erinnerungskultur, außerdem als Kuratorin und Literaturvermittlerin. Ihre bisherigen Veröffentlichungen umfassen wissenschaftliche Arbeiten, zahlreiche Übersetzungen aus dem Tschechischen, Gedichte und Essays über das Übersetzen. Sie erhielt mehrere Preise für ihre Kinderbuchübersetzungen. Mehr unter lenadorn.de.
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Angesichts der zahlreichen Nominierungen von hoher Qualität hat sich die Jury entschlossen, zwei Wissenschaftlerinnen und einen Wissenschaftler eigens lobend zu erwähnen:
Stefan Johann Schatz für sein Buch über das deutschsprachige Schulwesen im Reichsgau Sudetenland 1938–1945 (Berlin u.a.: Peter Lang Verlag 2022), Martha Stellmacher für ihre Monographie zur musikalischen Praxis in Prager Synagogen vom 19. Jahrhundert bis zur Schoah (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2023) und Zuzana Urválková für ihre Arbeit über die deutschsprachige Buchreihe Album des Verlegers Ignaz Leopold Kober (Brno: Host 2022).
2024
nominierte titel2022
nominierte titel2020
nominierte titel2018
nominierte titel2017
nominierte titel